Feuerland.
Am
äußersten Ende jener enormen Landmasse von Südamerika, die in dem Maße
schmaler wird, in dem sie sich dem Pol nähert und die von zwei Ozeanen,
dem Atlantik und dem Pazifik, benetzt wird, dort bricht der Kontinent
in eine große Inselwelt auseinander. Vom Festland durch die
Magellanstraße getrennt, beginnt hier die kalte und geheimnisvolle
Einsamkeit der Antarktis unter dem beziehungsreichen Namen Feuerland. De Agostini 1929, Übers. St. K.
Beim Blick genau südwärts von Port Famine aus über die Magellanstraße schienen die fernen Kanäle zwischen den Bergen in ihrer Düsternis über die Grenzen dieser Welt hinauszuführen. Darwin 2001, Übers. St. K.
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Ein
Mythos, Synonym für das Ende der Welt. Die Südspitze Südamerikas, die
südlichste Stadt der Welt. Ein Weg, hinter dem nach Süden kein Weg mehr
kommt. Und wir waren da. Einmal wieder hat Björn Frederik sich als
phantastischer Reisegefährte erwiesen, der uns viele Türen geöffnet
hat, der uns aber vor allem auch mit wachen Sinnen begleitet hat, mit
uns geschaut und erlebt hat.
Erst
einmal kurz die Übersicht... hier sind die Stationen unserer Reise
markiert. Von oben nach unten: Buenos Aires und La Plata, die Halbinsel
Valdés, Punta Arenas (Chile) an der Magellanstraße und Ushuaia am
Beagle-Kanal. Von Ushuaia aus sind es noch knapp 100 km Luftlinie bis
Kap Hoorn. Wir sind nach Buenos Aires geflogen, dort ein paar Tage geblieben und haben da einen Ausflug ins Museum in La Plata gemacht. Dann sind wir 3000 km nach Süden geflogen, nach Ushuaia mit dem Feuerland-Nationalpark. Dann ging es im Grunde die 3000 km mit dem Bus wieder zurück, überwiegend auf der Ruta 3, der Nationalstraße von Buenos Aires nach Feuerland. Erst nach Punta Arenas in Chile, dann über Río Gallegos nach Puerto Pirámides auf der Halbinsel Valdés, und dann - nach Weihnachten dort - wieder zurück nach Buenos Aires. |
Natürlich
ist Fede auch auf Reisen ein ganz großer Tier-Fan. Wir haben uns
entschieden, den ersten Tag in Buenos Aires im Zoo zu verbringen, um
fern des Großstadttrubels etwas zu akklimatisieren - nach dem Flug aus
dem kalten, grauen November in 30°C in Buenos Aires. Hier füttert Björn
Frederik völlig furchtlos die Sikahirsche. Angst mußte er ja auch nicht
haben, wie er uns erläutert: "Fast hätte der eine mich gebissen, aber
richtig wehtun kann er mir ja nicht: Das ist ja ein Pflanzenfresser."
Die, nunja, ungewöhnliche Gesichtsfarbe ist übrigens der Kombination
von Hitze, Rennen und Power-Sonnenschutz geschuldet.. |
Mit
dieser Mütze kann man sich bei Hagenbeck sehen lassen! Außerdem haben
wir auf dieser Reise Fedes MP3-Spieler eingeweiht. Wir haben seine
kompletten Kinder-CDs darauf gespielt und haben so für ihn Abwechslung
und Entspannung auf langen Fahrten oder nach anstrengenden Tagen zur
Hand gehabt. Nur, ihn zu überreden, das Gerät wieder abzugeben, hat
schon einmal zu Diskussionen geführt. Dafür konnte er am Ende der
Reise ganze Lieder des Kieler Weihnchtsmärchens auswendig singen. |
Eine echte Tradition ist das Foto von
Björn Frederik vor der Casa Rosada, dem argentinischen
Präsidentenpalast. So hat es während unserer Elternzeitreise ausgesehen
(klick -> neues Fenster),
als wir hier einige seiner allerersten autonomen Schritte fotografieren
durften, hatte er doch gerade kurz vorher in unserem Ferienhaus auf der
Halbinsel Valdés Laufen gelernt - und jetzt hat sich da ja ein wenig
geändert! |
Während unserer Tage in Buenos Aires
haben wir, einem Tip unseres Vermieters folgend, einen Tag investiert
und sind mit dem Bus nach La Plata gefahren, 100 km entfernt, die
Provinzhauptstadt, die im Ruf steht, eines der besten paläontologischen
Sammlungen des amerikanischen Kontinents zu haben - und das für unseren
Dinosaurierfreund! Dinosaurier gab es auch in Hülle und Fülle, aber
eher noch eindrucksvoller war die Sammlung der Eiszeitfauna
Südamerikas. Das Diorama links zeigt Riesengürteltierskelette aus der
Eiszeit, meist vor etwa 10000 Jahren ausgestorben - keine
Nachbildungen, keine Kopien, alles echte Fundstücke!,
und Fede, der von Babybeinen an kennt, daß Papa alles mit der Kamera
festhält, war diesmal auch mit seiner kleinen Digitalkamera dabei. |
....mit sensationellen Ergebnissen! So sieht das Pleistozän-Diorama von
Fede fotografiert aus!: keine erwachsene Hand im Spiel bis auf die
Standard-Bildbearbeitung von Papa, durch die jedes der Fotos hier
gelaufen ist. Fede hat das Motiv gesucht, die Kamera ausgerichtet und
ausgelöst, ganz alleine. |
... und so sieht der Schädel eines Megatherium (eines Faultiers von der
Größe eines Elefanten) aus der Perspektive eines fünfjährigen aus -
wieder Fedes eigenes Foto. Viel eindrucksvoller geht es wohl nicht! |
Großer
Sprung, 3000 km nach Süden. Ushuaia, Feuerland. Nationalpark Feuerland.
Hier endet - wie dieses Schild erklärt - die Nationalstraße 3, und
tatsächlich enden hier alle Straßen. Ein paar Fußpfade führen noch
einige hundert Meter weiter, und dann geht es nur noch mit dem Schiff
weiter nach Süden, über den Beagle-Kanal hinweg - hinter dem auch nur
noch die Isla Navarino mit ein paar Feldwegen kommt. Weiter südlich ist
nur noch Kap Hoorn, und dann die Antarktis. Feuerland ist feucht, wie hier zu sehen ist. Südbuchen, Moose, Flechten und Farne, es war oft sehr windig, nicht besonders warm, aber im Dezember, im Frühsommer, auch nur manchmal richtig kalt. Und fast immer hell - bis 23 Uhr abends und länger. |
Hier
sind wir nun angekommen, im Nationalpark Feuerland. DAS Ziel unserer
Reise. Fede klettert und spielt Bauarbeiter an der zauberhaften Bahía
Ensenada, hinter ihm der Beagle-Kanal und dahinter die schneebedeckten
Felsen der chilenischen Isla Navarino mit bis zu 1900 m Höhe. Hier
verschwindet der Anden-Hauptkamm langsam im Meer. Dahinter - nur noch
Kap Hoorn gut 90 km weiter, die Drake-Passage und dann die Antarktis.
Die Bilder zeigen ein kleines Spektrum der Spanne an
Wetterverhältnissen, hier, in einer der stürmischsten Gegenden der
Welt. Unmittelbar neben den eisbedeckten Felsen herrscht hier
subarktischer Feuchtwald, mit Moosen, Farnen, Flechten, Pilzen und
sogar echten Torfmooren - eine einzigartige Kombination von
Lebensräumen. Seinem Kindergartenfreund Janis hat Fede von hier einen Stein mitgebracht, und das "Beweisfoto", am südlichsten Ende aller Wanderwege, ist hier unten rechts zu sehen: "Von hier ist Dein Stein!" Janis hat sich auch wirklich gefreut. Die geschälte Rinde des Stammes, auf derm Fede sitzt, könnte gut ein Biberschaden sein - die wurden hier einmal ausgesetzt und haben sich kräftig vermehrt, zum Schaden des einheimischen Waldes. |
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Einer
unserer schönsten Ausfüge führte uns auf die Isla Mayor Feuerlands, an
das Ufer des Lago Fagnano. Windig ist es hier natürlich immer, aber die
meiste Zeit schien doch die Sonne. Wir hatten richtig
Respekt vor dieser Reise, und entsprechend haben wir uns in Ushuaia
einen einsatzfähigen Mietwagen besorgt, dessen Ladefläche Fede hier
gerade zum Spielen und Picknicken nutzt. |
Mit dem Bus haben wir nun
Ushuaia verlassen - eine ziemlich unangenehme Busfahrt über eine
Katastrophen-Schotterstraße von 6 Stunden - von der unangenehmen Grenze
zwischen Argentinien und Chile ganz zu schweigen. Aber am Ende steht -
die Magellanstraße. Die Wasserstraße, die es früher Schiffen erlaubt
hat, die stürmische Fahrt um Kap Hoorn zu vermeiden, die Atlantik und
Pazifik verbindet und die Feuerland vom südamerikanischen Festland
trennt. Fede steht am Ufer der Magellanstraße und rezitiert - vom
MP3-Player gelernt - das Kieler Weihnachtsmärchen ("... und ich bin
A-lad-din..."), ehe er mit uns die Fähre über die Magellanstraße
betritt. Eine halbe Stunde Jetfähre, unterwegs Pinguine und Kormorane -
dann sind wir auf dem chilenischen Festland. |
Zwei Stunden auf einer
Asphaltstraße später sind wir in Punta Arenas. Hier zeigt sich die
Magellanstraße von ihrer stürmischen - aber auch sonnigen Seite. Auf
der alten Landungsbrücke, aufgelassen in den 1940er Jahren, sitzen
hunderte von Königskormoranen. |
Nach zwei Tagen in Punta
Arenas geht es wieder in den Bus. Diesmal ernsthaft: Abfahrt gegen 14
Uhr, zwei Stunden Pause in Río Gallegos, dann geht es um 21 Uhr weiter
Richtung Puerto Madryn, dem Tor zur Halbinsel Valdés. Ankunft: 15 Uhr
nachmittags, fast 18 Stunden später. Fede? Kein Problem. Er schläft auf
seinem breiten Liegsitz allemal besser als wir, und selbst wir kommen
recht ausgeruht an. Wenn es langweilig wird, dann helfen die Kinder-CDs
vom MP3-Spieler. Ohnehin haben wir Sorge getragen, auf den langen
Strecken die Plätze ganz vorne in der 1. Etage im Bus zu reservieren,
so daß es immer etwas zu schauen gibt - und schließlich kann man
ja auch zusammen die mitgebrachten Bücher lesen. |
Auf der Halbinsel Valdés,
nun über 1000 km weiter nördlich, herrscht Sommer. Auch dies ist
Patagonien, und auch hier ist fast immer Wind, aber am Himmel herrscht
die Sonne, und im Ozonloch eine eindrucksvolle Strahlungsintensität.
Nie sind wir daher ohne Sonnenschutz zu sehen, und Fedes Wüstenmütze
aus dem Trekkinggeschäft ist nicht nur cool, sondern auch
UV-undurchlässig. So wie der milchig-weiße Sonnenschutz auf der Haut.
So kann man gut in Punta Norte, neben See-Elefanten und Seelöwen,
Sandburgen bauen, während die Eltern die Tierwelt bestaunen. |
Zu Weihnachten ist es dann
auch richtig sonnig, und der Atlantik ist hier in der geschützten Bucht
zumindest so warm, daß wir mit den Beinen ins Wasser gehen
können. |
Unterwegs im Weltnaturerbe
Halbinsel Valdés gelingt Björn Frederik(!) dieses Foto eines
freilaufenden Gürteltiers - ohne einen Funken erwachsener Hilfe. Papa
hat das Foto bewußt nicht beschnitten, sondern nur wie alle Bilder
farbtonkorrigiert und sonst so gelassen, wie Fede es aufgenommen hat.
Und das Tier hat nicht gerade auf den Fotografen gewartet! |
Im Garten unseres nun schon
zum dritten Mal bezogenen wunderschönen Ferienhauses in Puerto
Pirámides auf Valdés läßt sich hervorragend spielen, und die Felsen der
(mit etwa 20 km Feldweg relativ) nahegelegenen Punta Pardelas bieten
endlose Versteck- und Spielmöglichkeiten. |
Am zweiten Weihnachtstag
sind wir dann für die zweiten 1500 km wieder in den Bus gestiegen und
am folgenden Morgen in Buenos Aires angekommen. Hier war nun
Hochsommer, Hitze weit über 30 Grad, und natürlich immer noch
Weihnachtszeit - einmal anders. |
Inzwischen sind wir
natürlich wieder zu Hause, und auch hier gibt es immer neues zu
erleben. Nachdem wir am südlichen Ende der Welt einen Extra-Sommer
bekommen haben, steht jetzt (hoffentlich) hier der Sommer zu Hause vor
der Tür. Einmal wieder mit ganz neuen Vorzeichen, denn der seit
kleinsten Babyzeiten wasser-gewöhnte Björn Frederik kann jetzt wirklich
alleine schwimmen. Etliche Meter gehen schon, ganz alleine ohne jedes
Hilfsmittel.
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Laufen und Toben und
Ballspielen kann er natürlich auch. Und klettern!, wie ein Affe, immer
besser. Im Kletterbaum neben unserem Haus
kommt er schon weit über Papas Kopfhöhe hinauf. Dann kann der Sommer ja
kommen!
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25. Mai 2013
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